Interview mit dem Tourenleiter Martin Jung

Urgestein der Tourenleiter

Kettenblatt: Wie kamst du aufs Rad?

Martin: Im Alltag bin ich Rad gefahren seit meiner Jugend, auch als Student im Berlin der 70er und 80er Jahre. Die erste große Tour war das Loire-Tal zu viert, das war 1983. Mit Dreigangrädern und Zelt. Wir schafften 20, 30, vielleicht auch einmal 50 km am Tag.

Kettenblatt: Und dann Tourenleiter beim ADFC?

Martin: Nein, so schnell ging das nicht. Wir wurden, mit der Familie, Mitglied nach 1989, auch beim „Dachgeber“. Nach einigen Jahren passiver Mitgliedschaft fuhr ich mit bei Tagestouren und fing dann vor zwanzig Jahren an, Mehrtagestouren in der Schweiz. damals noch für den ADFC Tübingen, zu leiten. Und dann kamen die Tagestouren in der Umgebung Tübingens hinzu.

Kettenblatt: Und dann nach Osnabrück

Martin: Ja, seit 2002 (auch) in Osnabrück. Beruflich hat es mich hierher verschlagen. Aber die Verbindung mit den Tübingern ist nie abgerissen, wir machen auch immer wieder Mehrtagestouren gemeinsam. Die Osnabrücker verstehen inzwischen ein wenig Schwäbisch und die Tübinger verstehen ein wenig Platt. Wir kommen gut miteinander aus und haben viel Spaß miteinander!

Kettenblatt: Was reizt an der Aufgabe, Touren vorzubereiten und zu leiten?

Martin: Ich bin gerne mit Leuten zusammen unterwegs und gebe gerne weiter, was ich gelernt und erlebt habe. Ich plane und organisiere auch gerne. Ich mache alles noch traditionell: Ich schaue auf die Karte, überlege mir eine Tour, probiere sie im Gelände aus, und wenn sie mich überzeugt, biete ich sie für den ADFC an.

Kettenblatt: Was war spektakulär?

Martin: Spektakulär waren die rund dreißig Mehrtagestouren, die ich in der Schweiz geleitet habe. fünfmal ging es auch 1000 Kilometer von Tübingen nach Slowenien. Und ganz spektakulär waren drei Wochen Israel und Palästina mit dem Rad. Da war ich aber Teilnehmer, nicht Organisator.

Kettenblatt: Gibt es auch Negatives?

Martin: Radfahrer sind meistens gut drauf. Ganz selten gab es mal einen Querulanten oder eine Quenglerin. Und zum Glück ist nie etwas Schlimmes passiert, darüber bin ich sehr, sehr froh. Schwierig sind mit einer Gruppe Zugausfälle. Auch das haben wir schon erlebt: Osnabrück-Basel mit der Bahn, und der Zug fuhr nicht.

Kettenblatt: Was sind deine Lieblingstouren im Osnabrücker Land?

Martin: Ich fahre gerne lange Touren – und bergige! Ich komme ja aus dem Süden Deutschlands und mag Berge. Der Teutoburger Wald ist immer gut. Aber auch über Steinfurt nach Rheine. Und: Stift Börstel. Gerne auch Brochterbeck.

Kettenblatt: Welche Empfehlung hast du für längere Touren zu zweit oder in einer kleinen Gruppe?

Martin: Die Schweiz ist ein ideales „Velo-Land“, aber der schwache Euro macht es teuer. Gut ist auch Frankreich – mit dem Zelt, und Mecklenburg und Brandenburg, ebenfalls mit dem Zelt an den schönen Plätzen an den Seen. Aber überhaupt ist der Osten Deutschlands ein lohnendes Ziel.

Kettenblatt: Wie viele Räder hattest und hast du und wie viele Kilometer hast du hinter dir?

Martin: Ich glaube, insgesamt fünf Räder habe ich verbraucht, eines wurde mir geklaut. Aktuell fahre ich zwei verschiedene Trekkingräder, zwei Alltagsräder und ein Faltrad. 100 000 Kilometer habe ich sicher hinter mir, aber ganz genau kann ich das nicht sagen.