Erstmals sind bei der Jubiläumsausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests 10 Kommunen im Landkreis Osnabrück bewertet worden. Seit 2016 und damit zum vierten Mal sind die Kommunen Quakenbrück und Melle dabei. Bei der Befragung im Jahr 2020 kamen Bramsche, Wallenhorst und Hasbergen dazu. In diesem Jahr haben sich auch Bad Essen, Bersenbrück, Bohmte, Fürstenau und Georgsmarienhütte qualifiziert, indem sie die Mindestquote von 50 Teilnehmern erreichten. „Damit ist Fahrradfahren und Fahrradpolitik auch in der Fläche angekommen“, freut sich Wolfgang Driehaus, Vorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Osnabrück.
Die Ergebnisse
Am besten schnitt in diesem Jahr Wallenhorst mit der Note 3,7 ab, die schlechteste Kommune ist Bohmte mit der Note 4,5.
Wallenhorst
Wallenhorst kann sich leicht von 3,76 auf 3,71 verbessern. Die Stärken im Vergleich zu Kommunen gleicher Größe sind geöffnete Einbahnstraßen, Fahrraddiebstahl und Werbung fürs Radfahren, die Schwächen sind Fahrradmitnahme im ÖPNV, Reinigung der Radwege und deren Oberfläche. Für gute Infrastruktur im Radwegenetz erzielt Wallenhorst immerhin die Bewertung 2,9. In Wallenhorst haben 80 Radfahrer abgestimmt, es erreicht auf Landesebene Platz 12 von 62 und insgesamt Platz 101 von 447. Die größte Verbesserung wird bei Einbahnstraßen erzielt. Mit diesen Bewertungen liegt Wallenhorst im Landkreis Osnabrück vorne, ist jedoch weit von der Bewertung von Städten wie Nordhorn entfernt.
Quakenbrück
Quakenbrück hat ist von 3,55 auf 3,83 gesunken und erreicht Platz 28 von 55 im Land und 187 von 474 auf Bundesebene. Stärken sind Werbung, geöffnete Einbahnstraßen und zügiges Radfahren, Schwächen sind Fahrraddiebstahl, Fahrradmitnahme ÖPNV und Falschparkerkontrolle. Eine Verbesserung wurde bei keiner Frage erzielt, 18 von 27 Fragen wurden schlechter bewertet von den 119 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Dieses Ergebnis sollte zu denken geben. Hat doch offenbar der Elan bei der „Radstadt des Nordens“, deren Fabrik Künast vor langer Zeit die halbe Republik mit Fahrrädern versorgte, sehr nachgelassen.
Bad Essen
Die Gemeinde Bad Essen ist erstmalig dabei, erreicht die Note 3,88. Werbung, Ampelschaltungen und zügiges Radfahren wurden überdurchschnittlich bewertet. Bei Fahrraddiebstahl, Fahrradmitnahme im ÖPNV und der Fahrradförderung in der letzten Zeit liegt Bad Essen im Vergleich ähnlicher Kommunen hinten. Das reicht für Platz 35 von 55 und 223 von 474 auf Landes und Bundesebene. Die beste Bewertung erreicht Bad Essen für zügiges Radfahren mit 2,5 die schlechteste mit 4,8 für die Breite der Radwege.
Bersenbrück
Bersenbrück ist erstmalig dabei und erreicht 3,86. Ampelschaltungen, geöffnete Einbahnstraßen und der Winterdienst werden im Vergleich ähnlich großer Kommunen positiv bewertet, Werbung, Fahrradförderung in letzter Zeit und Breite der Radwege fallen negativ auf. Am besten mit 2,7 wird die Erreichbarkeit des Stadtzentrums bewertet, am schlechten die Breite der Radwege (4,8) und Leihfahrräder (4,9). Die Bewertung von 3,86 reicht immerhin für den 3. Platz im Landkreis. Auf Landesebene und Bundesebene landet Bersenbrück mit 33 von 55 und 212 von 474 im Mittelfeld.
Bramsche
Die Stadt Bramsche hat sich von 3,94 auf 4,06 verschlechtert. Radfahren durch Alt und Jung, Ampelschaltungen und Winterdienst werden positiv bewertet, geöffnete Einbahnstraßen, die Fahrradmitnahme im ÖPNV und Leihfahrräder fielen im Kommunenvergleich negativ auf. Erreichbarkeit des Stadtzentrums erzielt mit 2,7 die beste Bewertung, Leihfahrräder mit 5,3 die schlechteste Note. Verbessern konnte sich Bramsche bei Fahrraddiebstahl und Werbung fürs Radfahren, dafür hat der Stress im Verkehr zugenommen und die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer abgenommen. Bramsche erreicht Platz 37 von 62 und 258 von 447 im Landes- und Bundesvergleich.
Bohmte
Die Gemeinde Bohmte ist erstmalig dabei, belegt mit der Note 4,45 aber nur den letzten Platz im Landkreis. Ampelschaltungen, geöffnete Einbahnstraßen und Radfahren durch Jung und Alt werden positiv bewertet, fehlende Fahrradförderung in letzter Zeit, mangelndes Sicherheitsgefühl und wenig Werbung werden im Vergleich am stärksten bemängelt. Damit belegt Bohmte Platz 54 von 55 Kommunen in Niedersachsen und 438 von 474 im bundesweiten Vergleich.
Fürstenau
Ebenso wurde Fürstenau erstmalig bewertet, 4,19 ist das Resultat. Geöffnete Einbahnstraßen, Radfahren durch Jung und alt sowie der Winterdienst werden hervorgehoben. Kritisiert werden insbesondere schlechte Radwegoberflächen sowie die Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr und fehlende Leihfahrräder. Damit ist nur Platz 48 von 55 im Landesvergleich und 385 von 474 bundesweit drin.
Hasbergen
Hasbergen, schon zum zweiten mal dabei, wurde mit 4,25 deutlich schlechter bewertet als vor2 Jahren (3.94). Da macht sich fehlendes Engagement der Gemeinde doch bemerkbar. Geöffnete Einbahnstraßen, geringer Fahrraddiebstahl und zügiges Radfahren werden positiv, fehlende Leihfahrräder, Fahrradmitnahme im ÖPNV und schmale Radweg negativ bewertet. In 19 von 27 Fragen schneidet Hasbergen schlechter ab. Das reicht nur für Platz 49 von 55 im Land und 385 von 474 im Bund.
Melle
Melle, die größte Kommune im Landkreis, ist seit 2016 dabei und mit 4,06 nach 3,89 etwas schlechter bewertet. Das reicht für Platz 35 von 62 in Niedersachsen und 254 von 447 im bundesweiten Vergleich. Geöffnete Einbahnstraßen, gute Wegweisung und wenig Konflikte mit Kraftfahrzeugen werden positiv bewertet, Leihfahrräder, Fahrradmitnahme und Medienberichte werden am stärksten kritisiert. Melle wurde bei keiner besser bewertet als im Jahr 2020.
Georgsmarienhütte
Georgsmarienhütte ist neu dabei und erreicht die Note 4,27, das ist der vorletzte Platz im Landkreis und Platz 53 von 62 im Land und 366 von 447 im Bund. Positiv werden geringer Fahrraddiebstahl, wenig Hindernisse auf Radwegen und Spaß beim Radfahren bewertet, bei Leihfahrrädern, geöffneten Einbahnstraßen und generell bei der Fahrradförderung gibt es den größten Verbesserungsbedarf.
Bei den Zusatzfragen zur Fahrradmobilität im ländlichen Raum liegen die Landkreiskommunen im unteren Mittelfeld. Bersenbrück und Quakenbrück schneiden dabei etwas besser ab. Wallenhorst und Quakenbrück können bei der Radmobilität von Kindern und Jugendlichen mit den Noten 2,9 und 3,0 punkten. Ärgerlich dagegen, dass in Bohmte die Qualität der Fahrradabstellanlagen am Bahnhof nur mit 4,46 bewertet wird. Dabei liegt Bohmte an einer wichtigen Hauptstrecke des Bahnverkehrs.
Sicherheitsgefühl und Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern
Wir freuen uns über die 10 Bewertungen im Landkreis Osnabrück. Die Ergebnisse zeigen aber, dass hier noch richtig viel getan werden muss. Die Kriterien, die dafür wichtig sind, dass mehr Menschen aufs Rad steigen werden nur ausreichend oder schlechter bewertet. Das sind insbesondere das Sicherheitsgefühl, Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern sowie die Komfortaspekte. Besonders bedenklich ist, wenn in Bohmte das Sicherheitsgefühl mit der Note 5,2 bewertet wird.“ sagt der verkehrspolitische Sprecher Wolfgang Driehaus. „Genau aus diesen Gründen ist es so wichtig, dass Radverkehr im ganzen Landkreis einen höheren Stellenwert in der Politik bekommt. Deshalb haben wir im März einen Antrag an den Kreistag übergeben, in dem wir ein umfassendes Radverkehrskonzept und einen Radverkehrskoordinator fordern.“
Die große Beteiligung am Fahrradklimatest zeigt, dass die Menschen im Landkreis zukünftig mehr Fahrrad fahren möchten. Für die weitere Verbesserung ist aber eine Reform des Straßenverkehrsgesetzes Voraussetzung, damit unsere Kommunen mehr Gestaltungsfreiheit bekommen, um die Radfahrbedingungen bei uns vor Ort zu verbessern.“